Freitag, 21. Januar 2011

Abschneiden, Verbrennen, Verstümmeln

Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ist eines der zentralen, fundamentalen Menschenrechte! Wer es nicht jedem Menschen immer und unbedingt zugesteht, ist mein unverbrüchlicher Feind! Soviel zur Einleitung.

Ich stellte ja bereits fest, daß Menschen anderen Menschen im Namen ihrer jeweiligen Religion unbeschreibliche Dinge antun und wir wissen ja: Homo hominis lupus.
Eine besonders unerträgliche, schändliche Erscheinungsform menschlicher Grausamkeit stellt sich jedoch in meinen Augen in den häufig aber nicht immer religiös motivierten (Kinder-)Verstümmelungen dar, die vor allem aber nicht nur in unterentwickelten Ländern regelmäßig und hartnäckig vollzogen werden.
Um es zu Beginn unmißverständlich festzuhalten: die nicht indizierte, also medizinisch gebotene Entfernung oder irreparable Entstellung eines ansonsten zweckmäßigen Teils des Körpers ist nichts anderes als eine Verstümmelung! Und wenn sie gegen den Willen oder ohne Zustimmung des Verstümmelten erfolgt, ist sie zudem ein abscheuliches Verbrechen!
Eine solche Tat an seinen eigenen Kindern, Schutzbefohlenen, die man doch lieb haben und zur Not mit dem eigenen Leben vor Gefahr und Verletzung verteidigen sollte, zu verüben, zeigt, wie sehr der menschliche Geist und das eigentlich natürliche menschliche Mitgefühl durch Religion oder allgemeiner die unreflektierte Übernahme und Anwendung von auf irrationalen Annahmen beruhenden Traditionen pervertiert und entstellt werden kann. Sie befähigen zu jedem denkbaren Verbrechen.
Die "üblichen" Erscheinungsformen des Verbrechens der Verstümmelung sind, steil ansteigend in Perversion und Bösartigkeit:
1.) die Beschneidung des Penis' kurz nach der Geburt, wie sie im Judentum und Islam Pflicht bzw. üblich ist,
2.) das sog. "breast ironing" oder "Brustbügeln", das jungen Mädchen angetan wird, um ihre Brustentwicklung zu verlangsamen und die Brüste unattraktiv zu machen (hier ein erschütternder Bericht darüber),
3.) die Beschneidung weiblicher Genitalien, bei der, je nach Art der Durchführung, Mädchen oder jungen Frauen, bestimmte Teile der Genitalien abgeschnitten werden (wer es sich wirklich antun möchte, findet hier einen Bericht zu Beschneidungen britischer Mädchen - folgende sprachlos machende Auszüge daraus werde ich aber hier jedem zumuten:
Some will be taken[...] to "cutting parties" for a few girls at a time in a cost-saving exercise.
(Übersetzung: Einige werden [...] als kostensparende Maßnahme zu "Beschneidungsparties" für mehrere Mädchen gleichzeitig gebracht.)

Other girls have died, of shock or blood loss; some have picked up infections from dirty tools. Jamelia's mother paid extra for the woman to use a clean razor.
(Übersetzung: Andere Mädchen sind am Schock oder dem Blutverlust gestorben; einige haben sich durch schmutziges Besteck Infektionen zugezogen. Jamelias Mutter hat extra etwas mehr bezahlt, damit die Frau, die die Beschneidung durchführte, eine saubere Rasierklinge verwendete))

Die Beschneidung des Penis' setzt durch die Entfernung der schützenden Vorhaut die Eichel einer ständigen Reibung aus, was letztlich die Sensitivität herabsetzt und zu einer Reihe von Problemen führen kann. Der zentrale Punkt ist aber, daß die Vorhaut einen Arm des Dorsalnervs und zwischen 10.000 und 20.000 spezielle erogene Nervenendigungen enthält und für viele Männer notwendig für befriedigendes, sexuelles Erleben ist.

Das "Bügeln" der Brüste, welches ursprünglich und fälschlicherweise für die Verbesserung der Milchproduktion für nützlich befunden wurde, dient heute ganz offen dem Zweck, die verstümmelten Mädchen unattraktiver für Männer und somit "unbegehrter" für Geschlechtsverkehr zu machen und mithin vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen.
Die Mütter nehmen die mit der Prozedur verbundenen Schmerzen, Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, Infektionen, Zysten und das später erhöhtes Krebsrisiko für ihre Töchter in Kauf. Man könnte meinen, daß Aufklärung, Sexualerziehung und Verhütung die weniger destruktiven und deutlich effektiveren Möglichkeiten zur Verhinderung ungewollter Schwangerschaften seien (an dieser Stelle ist vielleicht zu erwähnen, daß Kamerun, wo diese Barbarei vor allem durchgeführt wird, zu 25% katholisch ist...).

Die Verstümmelung der weiblichen Genitalien ist sicher eine der monströsesten, zynischsten und abartigsten Prozeduren, ja Foltern, die überhaupt denkbar sind. Alles daran, Absicht, Durchführung und Folgen sind zutiefst grausam und menschenverachtend und es gibt wohl keine verheerendere Manifestation religiösen oder sonstwie begründeten Frauenhasses, als dieses unerhörte Verbrechen!
Es werden von den Befürwortern dieser Praktik verschiedene Gründe angeführt. Immer wieder werden z.B. "Tradition", "Ästhetik" oder vermeintliche medizinische Vorteile dieser "Behandlung" genannt. Aber auch die Auffassung, es handle sich bei der Prozedur um ein religiöses Gebot, existiert und sowohl Moslems als auch Juden aber auch Christen führen sie durch. (In der Tat haben religiös motivierte Bestrebungen, die Masturbation zu bekämpfen, dazu geführt, daß auch in Europa zwischen dem 19. Jahrhundert bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts Klitoridektomien an Frauen und Mädchen durchgeführt wurden (Lektüre hier)).
Ich erspare es mir und anderen an dieser Stelle, die weiteren medizinischen Folgen und Risiken dieser Verstümmelungen aufzuführen und die schwindelerregenden Zahlen von schweren Komplikationen, Todesfällen und durch diese Tortur lebenslang traumatisierten und in Sexualität und Selbstverständnis beeinträchtigten Frauen wiederzugeben.
Ich will vielmehr darüber nachdenken, warum das alles immer noch und wieder Menschen angetan wird. Ich glaube, hinter all diesen Prozeduren steckt am ehesten ein mehr oder weniger verhohlener Angriff auf die Sexualität, also eine Spezialität der Religion. Das ganze Gewäsch von wegen "Hygiene", "Ästhetik" etc. ist in meinen Augen vorgeschoben: Es geht um die Herabsetzung oder völlige Zerstörung des Lustempfindens während und/oder die Verhinderung der Sexualität. Dies ermöglicht ein höheres Maß an Kontrolle über die Menschen. Den beschnittenen Männern wird durch die mit der Beschneidung einhergehende Desensibilisierung ein Stück des Lustempfindens genommen. Bestimmt, damit sie sich besser auf's Torah/Koran-Auswendiglernen konzentrieren können. Man weiß ja auch, daß der Mann grundsätzlich hifloser Spielball seiner Triebe ist (daher ja auch das Kopftuch bei Frauen) und nur durch derart handfeste Maßnahmen halbwegs auf Kurs gehalten werden kann.
Viel schlimmer trifft es hingegen die Frauen: in brutaler Verkennung des Rechts der Frau auf erfüllte Sexualität, die nicht notwendig mit Reproduktion gekoppelt ist, und mit einer an Verachtung nicht zu überbietenden und trotz der Tatsache, daß die Prozeduren meist selbst von Frauen durchgeführt werden, patriarchalischen Gebärde werden die Körper der Frauen auf eine Weise verhackstückt, die normale Sexualität häufig unmöglich oder unerträglich schmerzhaft machen. Damit werden Frauen mit gnadenloser Effektivität zur "Keuschheit" gezwungen, weil sie selbst Sexualität nie als etwas angenehmes oder schönes erfahren und erleben können (und häufig nicht einmal mehr die Möglichkeit zur genussvollen Masturbation haben) und daher Sexualität um ihrer selbst willen aus eigenen Stücken nicht (mehr) anstreben. Man muß sich das in seiner Bestialität wirklich klar machen: für diese Frauen sind Ermahnung oder Bewachung oder Keuschheitsgürtel o.ä. nicht mehr notwendig - man hat ihnen die Fähigkeit zu freudvoller Sexualität (= Sünde) aus dem und den Selbstzwang zur Enthaltsamkeit in das Fleisch geschnitten!! Es ist die perfekte und diabolischste Umsetzung des religiösen Gebotes, sich zu vermehren, jedoch beim Vorgang der Vermehrung - zumindest als minderwertiges Frauenzimmer - bloß keinen Spaß zu haben. Denn natürlich werden die verstümmelten Frauen dennoch zur Reproduktion "benutzt", also zum reinen Gebärorganismus reduziert, und die Schmerzen, Gefahren und Komplikationen, die mit dem Zeugungsakt und vor allem der Geburt einhergehen, bereitwillig in Kauf genommen.
Für die von Verstümmelungen Betroffenen, die in (offiziell) die Menschenrechte achtenden Ländern leben ergibt sich zudem noch eine besonders perfide Implikation: Um die in diesen Ländern verbotenen Praktiken des Brustbügelns und der weiblichen Beschneidung überhaupt so massenhaft und "effizient" durchühren zu können, wie es auch heute noch der Fall ist, bedarf es notwendig der Mitwirkung der Mütter. Diese müssen (zumindest in westlichen Ländern) bei der Tarnung und Verheimlichung helfen und die zukünftigen Opfer, ihre Töchter, durch unablässige Indoktrination auf das Kommende und vermeintlich Unausweichliche vorbereiten. Dabei müssen sie, die sie diesen Horror fast immer auch am eigenen Leib und mit eigenen Sinnen ertragen mußten, das ganze Entsetzen, all den Schmerz und das Elend, das sie durchmachen mußten, verleugnen, verdrängen und ihren Töchtern im Bericht vorenthalten. Der Zynismus, der notwendig ist, um Frauen, ja Mütter so zu verderben und zu pervertieren, daß sie die an ihnen selbst vollzogene Maßnahme nachträglich auch selbst als gut und wertvoll für ihre eigenen Töchter erachten, statt alles daran zu setzen, wenigstens ihnen dieses gräßliche Schicksal zu ersparen, ist schier atemberaubend (und ich sprach ihn in einem etwas allgemeineren Zusammenhang auch bereits an)!

Abschließend stellt sich mir eine zentrale Frage, gerade vor dem Hintergrund der immer größer werdenden Bereitschaft, bestimmte kulturelle Eigenarten und Gepflogenheiten von in eigentlich modernen Industrienationen lebenden Ausländern zu dulden: wo ist die Grenze?
Meine Antwort, die sich übrigens auch auf alle anderen "Gepflogenheiten" jeder Kultur, auch der westlichen, und erst recht jeder Religion erstreckt, wäre:
die eherne Grenze sind die Menschenrechte. Immer und unverhandelbar.
Aber eigentlich sollten auch die Gesetze eines Landes bereits eine eindeutige Grenze für irgendwelche Traditionen, eingeschleppte regionale Schrullen und religiöse Sonderwünsche bilden. Demnach müßte in Deutschland nicht nur jede der o.g. genannten Verstümmelungsformen untersagt sein (wenigstens 2. und 3. sind es), sondern auch die schlimme Tierquälerei, die sich im komplett nutzlosen jüdischen bzw. islamischen Schächten darstellt. Und auch die Einschränkung der Meinungsfreiheit zugunsten religiöser Befindlichkeiten sollte in einer säkularen Demokratie nicht mal eine Sekunde ernsthaft erwogen werden.
Leider bin ich täglich mit der deprimierenden Realität konfrontiert, daß, obgleich die schlimmsten Schurkereien in Deutschland (noch) verboten sind, man in diesem Land immer noch straflos Tiere quälen, Säuglinge verstümmeln und seine Kinder von bestimmten, staatlich vorgesehenen Unterrichts- und Bildungsinhalten fernhalten darf, wenn man einfach seine jeweilige Religion vorschützt. Mich ängstigt zudem, daß diese Konzessionen völlig irrational und willkürlich erscheinen (warum ist X erlaubt, Y aber (noch) nicht) und man daher nicht sicher sein darf, daß es ab nächste Woche nicht vielleicht für Angehörige einer der drei großen monotheistischen Religionen erlaubt bzw. nicht mehr strafbar sein wird, Homosexuelle mit Steinen zu bewerfen, ein "aufmüpfiges Weib" zu züchtigen, einer menstruierenden Frau den Zutritt zu bestimmten Gebäuden zu verwehren oder...vielleicht mal wieder einen Atheisten anzuzünden.

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Literaturhinweis: R. Dettmeyer, J. Laux, H. Friedl, B. Zedler, H. Bratzke, M. Parzeller. Medizinische und rechtliche Aspekte der Genitalverstümmelung bzw. Beschneidung, Teil I: Weibliche Genitalverstümmelung; Archiv für Kriminologie; Band 227, Heft 1 und 2; Jan/Feb 2011, Seite 1

1 Kommentar:

  1. Unfaßbar! Ich weiß nicht, ob ich heulen, weiterhin in rekordverdächtiger Frequenz den Kopf schütteln oder ängstlich in die Zukunft schauen soll, in Anbetracht Deines Berichts.

    Breast Ironing?! Meine Güte. Dabei wird ja nicht mal auf ein fadenscheiniges Argument verzichtet - es soll einzig und allein der Verleidung der Sexualität dienen. Und nicht nur, daß das ja zum Menschenverachtendsten überhaupt gehört und zweifellos hinter jeder Art dieser Verstümmelungen steckt... die Tatsache, daß das Kindern von den eigenen Eltern angetan hat (Tradition und Religion schlagen also Liebe?! Hallo, fucked up world) und diese daraufhin von ihren einzigen Beschützern misshandelt werden, ihr Geborgenheitsgefühl "violated" wird, ist ein unauslöschlicher Einschlag in die Psyche und gehört zum grausamsten, was ich mir vorstellen kann.

    Ach, und noch was: Ästhetik?! An einer verstümmelten Klitors oder brandentstellten Brüsten soll irgendwas ästhetisch sein? Wie sehr kann dieses Monstrum Religion Hirne eigentlich zu Brei schlagen?!? Ich bin fassungslos :(

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